Stellen Sie sich vor: Sie lachen leise über ein Meme auf Ihrem Telefon und plötzlich klingelt es an der Tür. „Es ist die Polizei!
Sie verstoßen gegen die Nachtruhe ! – so beginnt die Geschichte der Amerikanerin Jessica Brown, die 2022 in Berlin eine Geldstrafe von 250 Euro wegen „lautem Atmen“ erhielt.
"Ich hatte Asthma!" — empörte sie sich in den sozialen Medien. Doch das deutsche Gericht lehnte es ab, das Bußgeld aufzuheben: „Regeln sind wichtiger als Ausreden.“
In Deutschland ist Schweigen eine Religion. Das Gesetz verbietet nicht nur Lärm, sondern auch... das Spülen der Toilette nach 22:00 Uhr. Ja, Sie haben richtig gehört. 2019 reichte der Hamburger Rentner Günter Scholz Klage gegen einen Nachbarn ein, der „dreimal pro Nacht die Spülung der Zisterne betätigte“. Er verlor den Prozess, aber der Präzedenzfall wurde zu einem Meme.
Das Magazin Stern scherzt: „Die Deutschen sind bereit, Schmerzen zu ertragen, nur um den Husten anderer nicht zu hören.“
Die Wurzeln dieses Phänomens reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die Historikerin Claudia Schmidt erklärt in einer ARD- Dokumentation:
„Nach den Choleraepidemien glaubten die Menschen, dass Lärm Infektionen verbreitet.“
Einer YouGov- Umfrage zufolge befürworten heute 70 Prozent der Deutschen die Verbote. Allerdings gibt es Nuancen: In Bayern darf man sonntags nicht den Rasen mähen und in Dresden darf man sein Auto nicht im Hof waschen.
„Die Geldbußen betragen bis zu 5.000 Euro. „Das ist kein Witz“, warnt Anwalt Frank Weber im Blog der Legal Tribune .
Echte Fälle klingen wie Witze. Im Jahr 2021 wurde der indische Tourist Rajiv Patel mit einer Geldstrafe belegt, weil er in einem Münchner Hotel „zu laut geflüstert“ hatte.
Im Jahr 2023 wurde die französische Studentin Louise Claire verwarnt, weil sie nachts „eine Tasche gestohlen“ hatte. "Sie lauschen durch die Wände!" — schrieb sie in den sozialen Medien.
Aber nicht alle Deutschen sind Fanatiker. Der Kölner Musiker Thomas Müller hat die Petition „Lasst uns leben!“ gestartet und 50.000 Unterschriften gesammelt: „Wir entwickeln uns zu einer Nation von Paranoikern.“
Sogar Justizminister Rainer Wendt unterstützte ihn und erklärte in der Welt : „Manchmal muss das Recht der Menschlichkeit weichen.“
Allerdings sind weiterhin Nachtpatrouillen im Einsatz. In Hannover gibt es seit 2020 eine spezielle „Stille Polizei“, die mit Drohnen auf die Suche nach Gesetzesbrechern geht. Ihr Motto: „Schweigen ist unsere Waffe.“
Psychologen schlagen Alarm. Dr. Sophie Meyer schreibt in einer Studie für den Spiegel :
„Die Angst, ein zusätzliches Geräusch zu machen, führt zu Neurosen. 40 Prozent der Deutschen geben zu, dass sie sogar Angst davor haben, nachts zu husten.“ Doch die Tradition ist stärker: 2023 erlaubte ein Bonner Gericht den Bewohnern eines Mehrfamilienhauses, in den Fluren Mikrofone zur Lärmüberwachung anzubringen.
„Das ist wie Big Brother , nur mit Pedanterie“, kommentierte der Menschenrechtsexperte Karl Hoffmann in der Deutschen Welle .
