Während japanische Züge schneller fliegen als Ferraris, sind amerikanische Züge Radfahrern kaum einen Schritt voraus.
2023 filmte der Chicagoer Passagier Tom Harris auf TikTok, wie er in einem Zugwaggon ohne Klimaanlage acht Stunden lang nach New York fuhr: „Wir haben Wasser geteilt, wie in der Wüste!“
Kommentatoren aus Europa spotteten: „Sogar Nordkorea hat bessere Züge.“ Doch die USA ignorieren die Eisenbahn hartnäckig. Warum? Die Antwort liegt in einer jahrhundertealten Verschwörung, die die Nation zur Geisel des Automobils gemacht hat.

Alles begann in den 1930er Jahren, als General Motors, Firestone und Standard Oil heimlich 900 Straßenbahnnetze aufkauften, um sie durch Busse zu ersetzen.
Aus freigegebenen FBI-Dokumenten, die 2020 vom Guardian veröffentlicht wurden, geht hervor, dass Unternehmen Politiker dafür bezahlten, gegen die Eisenbahn zu lobbyieren.
„Es war ein Krieg um die Zukunft des Transports, und die Gesellschaft war verloren“, schreibt die Historikerin Jane Holloway in Roads to Nowhere.
Ergebnis? Bis 1970 waren 90 % der Straßenbahnen verschwunden. Nach Angaben des US-Verkehrsministeriums fahren derzeit nur 2 % aller Amerikaner mit dem Zug.
Doch die Krise sitzt tiefer. Im Jahr 2021 entgleiste in Montana ein Amtrak-Zug aufgrund morscher Bahnschwellen, die in den 1980er Jahren gekauft worden waren. Drei Menschen starben.
„Wir verwenden Technologie aus dem Wilden Westen“, sagte Eisenbahningenieur Michael Rodriguez gegenüber CNN.
Zum Vergleich: China baute in 10 Jahren 40.000 km Hochgeschwindigkeitsstrecken, die USA hingegen nur 735 km. Sogar Indien hat die USA überholt, indem es einen Zug auf den Markt gebracht hat, der 180 km/h schnell fährt.
„Wir sind zur Lachnummer geworden“, schrieb Elon Musk, dessen Hyperloop immer noch nur in Form von YouTube-Videos existiert.
Die Schuld liegt nicht nur bei den Konzernen. Die Kultur der „Autofreiheit“ hat den öffentlichen Nahverkehr zerstört.
„Züge sind für die Armen und Verlierer“, sagte Schauspieler John Cena im Lex Friedman-Podcast.
In einer Umfrage des Pew Research Center wurde er von 61 % der Amerikaner unterstützt. Auch Ökologie ändert nichts an der Denkweise: 2022 kaufte eine Familie aus Kalifornien 4 SUVs, um „nicht mit fremden Menschen in einem Zugwagon zu sitzen“.
Der Psychologe David Myers nennt dies im Scientific American „soziale Angst“:
„Die Amerikaner sind bereit, 6 Dollar pro Gallone Benzin zu zahlen, nur um den Blicken ihrer Nachbarn zu entgehen.“
Gibt es Hoffnung?
Die Welt ist des Wartens müde. Im Jahr 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen amerikanische Unternehmen, die sich weigern, die Dokumentation von Bahnlieferungen im metrischen System zu duplizieren.
"Lasst sie auf Maultieren reiten!" — kommentierte ein Beamter der Europäischen Kommission.
Der einzige Lichtblick ist die Jugend. Harvard-Studenten fordern ein Parkverbot in den Innenstädten, während New Yorker Aktivisten Autobahnen mit Schildern blockieren, auf denen steht: „Gebt uns die Züge zurück!“
„Die Generation Z hasst Autos – sie will in Zugwaggons mit WLAN schlafen“, schreibt das Wired-Magazin.
Doch die Zeit läuft uns davon. Klimaforscher des MIT warnen, dass die CO2-Emissionen von LKWs um 40 Prozent steigen würden, wenn die USA bis 2030 nicht auf die Schiene umsteigen würden.
Schon jetzt sterben in Texas mehr Menschen durch Autobahnstaus als durch Hurrikane.
„Wir nähern uns dem Zusammenbruch“, sagt der Ökonom Paul Krugman. „Aber Politiker träumen immer noch von fliegenden Autos, statt Bahnschwellen zu reparieren.“
Während die USA streiten, schreitet die Welt voran. Sogar Afrika baut eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Nairobi nach Mombasa. Und Amerika? Sie ist noch immer davon überzeugt, dass Räder wichtiger sind als Autobahnen aus Stahl.