Warum keimen manche Samen innerhalb einer Woche, während andere jahrelang unbewegt in der Erde liegen?
Es stellt sich heraus, dass manche Pflanzen nicht nur Wasser und Licht, sondern echten Stress brauchen.
Wir verraten Ihnen, wie Sie mit drei bewährten Methoden aus „faulen“ Samen energiegeladene Sprossen machen.

Warum brauchen Samen Stress?
In der freien Natur keimen die Samen vieler Nutzpflanzen nicht sofort, damit sie nicht durch Kälte oder Dürre absterben. Sie „schlafen“, bis sie den Wechsel der Jahreszeiten spüren.
Beispielsweise warten Lavendel oder Waldrebe auf den Winterfrost und wilde Apfelbäume auf die lange Tauwetterperiode im Frühling. Ohne dieses Signal lässt ihre Schutzhülle den Durchbruch des Sprosses nicht zu.
Aus diesem Grund können solche Samen jahrelang in der Erde auf der Fensterbank liegen und die Hoffnungen der Gärtner enttäuschen.
Drei Möglichkeiten, "schlafende" Samen zu wecken
1. Winterschlaf im Kühlschrank
Die klassische Methode besteht darin, die Samen in ein feuchtes Substrat (Sand, Moos) zu legen und für 2–8 Wochen in den Kühlschrank zu stellen. Dadurch werden natürliche Winterbedingungen simuliert. Diese Methode eignet sich für Nadelbäume wie Wacholder oder Blumen wie Primeln.
Wenn Sie keinen Kühlschrank verwenden können, versuchen Sie, die Samen auf andere Weise zu „überlisten“.
Feilen Sie die Schale beispielsweise vorsichtig mit Sandpapier ab (Skarifikation) oder legen Sie sie für 12–24 Stunden in eine wachstumsfördernde Lösung. Bei Nutzpflanzen wie Lupinen oder Weißdorn kann dies funktionieren.
Ein weiterer Lifehack ist die direkte Aussaat in den Boden vor dem Winter. Die Natur selbst führt die Schichtung durch und im Frühjahr erhalten Sie kräftige Triebe.
2. Thermoschock
Einige Kulturpflanzen, wie etwa Pfingstrosen oder Pelargonien, benötigen Temperaturschwankungen. Zunächst werden sie warm gehalten (+25°C), dann langsam abgekühlt. So „denken“ die Sprossen, der Winter sei vorbei und beginnen sich zu entwickeln.
3. Doppelte Wirkung
Eine kombinierte Methode für die Launischsten – abwechselnd Kälte und Wärme. Eichen- oder Hagebuttensamen werden zunächst in der Kälte geschichtet und dann erhitzt. Dadurch wird die harte Schale aufgebrochen und die Keimung eingeleitet.
Geben Sie nicht den Produzenten die Schuld, wenn die Samen nicht keimen. Vielleicht waren sie einfach nicht so schlau wie Sie. Probieren Sie diese Methoden aus – und selbst aus den störrischsten Exemplaren werden üppige Blüten oder saftige Beeren.